Durch die Verwendung von giftigen Chemikalien in Windkraftanlagen droht eine flächendeckende Kontamination bisher weitgehend unberührter Gebiete. Viele dieser toxischen Substanzen werden nicht abgebaut und reichern sich im Wasser, im Boden und im menschlichen Körper an. Der Physiker Joachim Dengler analysiert ein kaum bekanntes Umweltverbrechen durch die erneuerbare Energiewirtschaft.
von Dr. Joachim Dengler
Am 26. Mai 2024 ´wurde im ZDF die Sendung „Umwelt Crime – der Fall Rastatt“ ausgestrahlt. Sie ist auch immer noch in der Mediathek zu sehen[1]. Der Untertitel verrät, worum es geht. Mittelbaden 2012: Eine riesige Fläche wird mit PFAS kontaminiert. Die Chemikalie gelangt ins Trinkwasser und auch ins Blut der Menschen. Ein Umweltverbrechen mit Folgen bis heute.Was war geschehen? Der Film schildert die spannende Suche nach der Ursache, nachdem im Rastatter Trinkwasser nach neuen Erkenntnissen gefährliche Mengen von Chemikalien des Typs PFAS gefunden wurden. Es stellte sich heraus, dass die Chemikalien aus den Feldern eines Landwirts ins Grundwasser gelangten. Dieser hatte von einem Anbieter ab 2005 günstigen Kompost bekommen. Er hat diesen auch nach den gesetzlichen Vorgaben analysieren lassen, bevor er ihn auf die Felder ausbrachte.
Der Anbieter des Komposts bekam u.a. Schlämme aus Papierfabriken, die er zusammen mit anderen Stoffen kompostierte. Diese hatten 2005 die Auflage bekommen, dass die Schlämme nicht mehr deponiert werden durften. Es stellte sich heraus, dass die im Trinkwasser gefundenen PFAS-Chemikalien aus diesen Papierschlämmen stammten. Obwohl bereits 2008 mit der Beimischung der Papierschlämme aufgehört wurde, wurden 2012 die PFAS-Grenzwerte im Trinkwasser überschritten.
PFAS: kaum abbaubare Ewigkeitschemikalien
PFAS sind Chemikalien, die in vielen industriellen Prozessen zum Einsatz kommen und in zahlreichen Verbraucherprodukten verarbeitet sind. Sie sind nur schwer abbaubar und reichern sich sowohl im Wasser und im Boden als auch im menschlichen Körper an. Das hat ihnen den Namen „Ewigkeitschemikalien“ eingebracht. Kaum ein Bereich, in dem sie aufgrund ihres Nutzens nicht verwendet werden. Doch sie sollen seit längerem verboten werden. Sie haben allerdings einen vehementen Vorkämpfer: Ausgerechnet die Solar- und Windradindustrie kämpft dafür und gegen Verbote dieser Ewigkeitschemikalien.
Sie gelten auch in der Produktion von Solaranlagen, Wärmepumpen und Windräder als unentbehrlich. Es gebe bislang so gut wie keine Alternative für die PFAS, so etwa Stefan Rinck von dem Produzenten aus dem Bereich Solartechnik, der Singulus Technologies AG[2].
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat die gesundheitlichen Risiken durch PFAS in Lebensmitteln bewertet und eine tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge abgeleitet. Diese beruht auf epidemiologischen Studien, in denen bei Kindern Zusammenhänge zwischen den PFAS-Gehalten im Blut und einer verminderten Konzentration an Impfantikörpern im Blutserum beobachtet wurden.
Die genannten Höchstgehalte sind in der „Verordnung (EU) 2023/915 über Höchstgehalte für bestimmte Kontaminanten in Lebensmitteln“ festgelegt worden und damit europaweit gültig. Danach sind Wildschweinlebern, die den Höchstgehalt gemäß Verordnung (EU) 2023/915 Anhang I Nr. 4.2.1.5 überschreiten, nicht verkehrsfähig. Wenn Wildbret außerhalb des häuslichen Bereichs an Dritte unentgeltlich abgegeben oder verkauft wird, spricht man von „Inverkehrbringen“. Nach Art. 17 Abs. 1 der „Verordnung (EG) Nr. 178/2002 zur Festlegung der allgemeinen Grundsätze und Anforderungen des Lebensmittelrechts“ (Lebensmittelbasisverordnung) tragen die Lebensmittelunternehmer dafür Sorge, dass die Lebensmittel, die sie in den Verkehr bringen, die Anforderungen des Lebensmittelrechts erfüllen.
Windkraftanlagen – PFAS und andere toxische Substanzen
Die Rotorblätter sind hohen aerodynamischen Belastungen und Umwelteinflüssen wie UV-Strahlung, Wind, Hagel, Eis, Starkregen, Temperaturwechsel, Blitzeinschlägen und großflächigen Insektenschlägen und -verklebungen an der Oberfläche ausgesetzt. Daher werden insbesondere bei neueren Windkraftanlagen wegen der höheren Windgeschwindigkeit infolge der Höhe der Anlagen und der hohen Umfangsgeschwindigkeiten an den Flügelspitzen (>300 km/h), Mikroplastikpartikel an den Flügeln erodiert.
Die Abtragmenge beträgt je nach Standort und Leistung ca. 30-150 kg je Windrad und Jahr, bei küstennahen Lagen oder sehr hohen Windanlagen eher mehr.
Hierbei ist zu beachten, dass dieser Abrieb ausgerechnet in Gegenden stattfindet, die bisher nicht oder kaum durch industrielle Emissionen betroffen waren, also eine flächendeckende Kontamination bisher weitgehend unberührter Gebiete.
Sie besteht aus umweltschädigenden Mikroplastikpartikeln aus glasfaserverstärktem, giftigen Epoxid GFK/CFK und dem krebserregenden Bisphenol A, ebenso PFAS. Diese Mikropartikel bzw. toxischen Substanzen werden mit hoher Geschwindigkeit weit über die Wohnbebauung, landwirtschaftliche Flächen und Sonderkulturen geschleudert. Sie kontaminieren die Böden und dringen in das Grundwasser ein. GFK/CFK/Bisphenol A-Mikropartikel sind als krebserregend klassifiziert und dürfen beispielsweise in Babytrinkflaschen keine Verwendung mehr finden.
Für WKA gibt es solche Vorschriften nicht. Die Typenprüfung zur Genehmigung von WKA umfasst zudem keine Mikropartikelabriebe, die jedoch gesundheitsschädlich sind.
Beim Brand eines Windrades wird die Umgebung – je nach Windrichtung – weiträumig durch lungengängige GFK/CFK/Bisphenol-A-Mikropartikel verseucht. Die Warnungen von Feuerwehr und Rettungskräften vor diesen krebserregenden Partikeln von brechenden oder brennenden Rotorblättern sind sehr berechtigt. In Höhe der Rotorblätter lässt sich ein Feuer nicht löschen.
PFAS in der Leber von Wildschweinen
Insgesamt wurden in einem externen Labor 60 Proben von in Rheinland-Pfalz erlegten Wildschweinen (30 Proben von Fleisch und 30 Proben der zugehörigen Leber) auf PFAS untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass alle Wildschweinlebern den seit dem 1. Januar 2023 EU-weit gültigen Höchstgehalt an PFAS deutlich überschritten haben. Die PFAS-Summengehalte für die Verbindungen PFOA (Perfluoroctansäure), PFOS (Perfluoroctansulfonsäure), PFNA (Perfluornonansäure) und PFHxS (Perfluorhexansulfonsäure) lagen bei den 30 Wildschweinleber-Proben zwischen 98 Mikrogramm pro Kilogramm (µg/kg) und 738 µg/kg; der Mittelwert lag bei 310 µg/kg. Der lebensmittelrechtliche Höchstgehalt, der nicht überschritten werden darf, liegt für Wildschweinleber bei 50 µg/kg.
Um auszuschließen, dass die aufgrund der allgemeinen Umweltkontamination generell zu hoch belasteten Lebern von Verbraucherinnen und Verbraucher verzehrt werden, dürfen Wildschweinlebern nicht mehr verkauft oder verarbeitet werden (z.B. in Wildleberwurst oder Wildleberpate), also nicht mehr in den Verkehr gebracht werden (siehe auch Artikel 7 Lebensmittelbasisverordnung, Vorsorgeprinzip). Weiterhin sollte aus gesundheitlichen Gründen auch im Privathaushalt der Jägerinnen und Jäger auf den Verzehr von Wildschweinleber verzichtet werden[3].
Kurzfristiger Gewinn, langfristiger Schaden, und Ihr habt davon gewusst
Obwohl es also bereits jetzt schon messbare Kontaminierungen in der „freien Natur“ gibt, wird von den staatsnahen Medien weiter kräftig für den Ausbau von Windkraftanlagen geworben, überwiegend mit dem Argument, dass die Gemeinden hohe Pachteinnahmen erwarten könnten[4].
Einwände werden von selbsternannten „Faktencheckern“ leichtfertig als übertrieben abgetan[5] und meist auf eine Kurzinformation des Wissenschaftlichen Dienstes mit veralteten Zahlen von 2019 verwiesen, die von sehr viel kleineren Windrädern ausgingen und das Problem herunterspielte[6].
Bei einer Anfrage via „Frag den Staat“ an das Umweltbundesamt wurde diese Frage gestellt[7]:
„Gibt es Untersuchungen im Boden und Trinkwasser in Nähe zu Windkraftanlagen auf alveolengängige Carbon- Fasern (WHO- Fasern, fiese Fasern) aus normalem Betrieb? Abrieb von Rotorblättern? Seit 1.1.24 gibt es Bisphenol A Grenzwert im Trinkwasser. Wurde dies in Trinkwasser Schutzgebieten in der Nähe von Windparks, da Bisphenol A auch Abrieb von Rotorflügen zu finden ist, untersucht? Verglichen mit anderen Standorten? PFAS werden derzeit unter die Lupe genommen. Erhält die Windkraftindustrie auch hier eine Ausnahme? Kosmetik wird untersucht. PFAs sind ebenfalls in Rotorblättern verbaut.“
Das Bundesumweltamt antwortete mit dem lapidaren Satz:
„Zum dem von Ihnen angefragten Thema hat das Umweltbundesamt keine Informationen bzw. ist uns auch nicht bekannt, wer Daten bzw. Messungen durchgeführt haben könnte.“
Das ist in höchstem Maße verantwortungslos. Es ist das Eingeständnis, nichts von den mittlerweile nachgewiesenen Nebenwirkungen der Installation von Windkraftanlagen zu wissen und, was schlimmer ist, nichts wissen zu wollen. Am Ende werden die Bürger, die Landwirte und die Gemeinden die Zeche bezahlen müssen und mit kontaminierten Feldern, Wäldern und Trinkwasser leben müssen. Es wird dann wieder Sendungen über die „Umweltkriminellen von damals“ geben. Und alle die, die heute verblendet der Windkraftlobby die Natur opfern, werden am Pranger stehen.
Der habilitierte Physiker Dr. Joachim Dengler beschäftigt sich seit Jahren mit Fragen des Klimawandels und der Energiewende. Mit seiner Website klima-fakten.net möchte er dazu beitragen, die Diskussion über den Klimawandel vom Kopf auf die Füße zu stellen.
[1] https://www.zdf.de/dokumentation/umwelt-crime/umwelt-crime-der-fall-rastatt-pfas-chemikalien-im-trinkwasser-100.html
[2] https://www.tichyseinblick.de/meinungen/landesuntersuchungsamt-rheinland-pfalz-wildschweinleber-stark-belastet/
[3] https://lua.rlp.de/presse/pressemitteilungen/detail/ewigkeitschemikalien-pfas-wildschweinleber-stark-belastet
[4] https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/mannheim/windkraft-in-der-rhein-neckar-region-der-wind-dreht-sich-100.html
[5] https://energiewende.eu/windkraft-abrieb/
[6] https://www.bundestag.de/resource/blob/817020/27cf214cfbeaac330d3b731cbbd8610b/WD-8-077-20-pdf-data.pdf
[7] https://fragdenstaat.de/anfrage/schadstoffe-im-abrieb-von-rotorblaettern-bei-windkraftanlagen/
Dieser Artikel erschien zuerst im IDA-Magazin Ausgabe 1 (hier bestellen)